Diesen Satz schrieb Heribert Prantl in seinem Kommentar zu Weihnachten in der Süddeutschen Zeitung (Nr. 297/1998). In diesem Text setzt er sich mit der Frage auseinander ob die christliche Botschaft eine Lüge sei, um die Hoffnung am Leben zu erhalten. Am Beispiel des Filmes „Das Leben ist schön“ von Roberto Benigni zeigt er auf, welche Kraft in einer Hoffnung gebenden Erzählung stecken kann. Er fasst die damaligen Filmkritiken wie folgt zusammen: „Der Film erzähle von der Kraft der barmherzigen Lüge. Die Lüge, so haben sie gemeint, sei im Film ein Akt der Liebe, weil diese Lüge die Hoffnung am Leben erhalte.“ Der Film zeigt, wie ein Vater seinem Sohn die Inhaftierung in einem Konzentrationslager als großes Gesellschaftsspiel erklärt, in dem es darum geht sich ganz genau an die Regeln zu halten um am Ende dann zu gewinnen. Jedes grausame Ereignis im KZ wird vom Vater zu einem unproblematischen Teil des Spieles umgedeutet und es gelingt ihm den Glauben seines Sohnes, sich in einem Spiel zu befinden, aufrecht zu erhalten. Am Ende des Filmes sieht das Kind dann den versprochenen Gewinn.
Heribert Prantl interpretiert den Film im Gegensatz zu den Filmkritikern dann wie folgt: „Was ist, wenn der Vater gar nicht gelogen hat? Der Vater hat nicht gelogen, sondern versucht, eine neue Realität herzustellen. Mit seinem nur vermeintlich lächerlichen Widerstand, mit seiner ganzen Existenz, kämpft er gegen die Wirklichkeit und hebt sie au den Angeln. Er konzentriert sich ganz auf das Kind und gibt so seinem Leben und Sterben neuen Sinn; ertrotzt der Unmenschlichkeit ein Leben ab. Das Ende der Filmgeschichte ist ein Hinweis darauf, daß Hoffnung keine Schimäre ist, sondern Ahnung der kommenden Wirklichkeit. Die frohe Botschaft lautet also: Es stimmt nicht, daß nichts zu machen ist. Es stimmt nicht, daß Widerstand keinen Sinn hat. Es gibt kein historisches Gesetz, wonach Unmenschlichkeit exponentiell mit der Weltbevölkerung wächst, keine Zwangsläufigkeit, wonach Kontinente verhungern, der Meeresspiegel ansteigt, Regenwälder verschwindenoder ein Völkermord dem anderen folgt. Für all das gibt es Ursachen, und es gibt die Verantwortung, dagegen etwas zu tun. Es ist nicht sinnlos, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Weihnachten könnte also heißen: Wenn Gott Mensch geworden ist, dann kann wohl auch der Mensch menschlich werden.“