Die Oldenburgische Kirche teilt in einer Pressemeldungvom 22.Mai folgendes mit:

„Nichts zu tun ist der falsche Weg“

Oldenburgische Synode diskutiert Kürzungsvorschläge in Höhe von 124 Millionen Euro

Vorstellung der Themen der Synodentagung (von re. nach li.): Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk, Synodenpräsidentin Sabine Blütchen, Oberkirchenrat Thomas Adomeit und Pfarrer Dr. Oliver Dürr. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch

Vor „wichtigen Weichenstellungen im Blick auf das Jahr 2030“ stehen die 60 Synodalen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, die am 24. und 25. Mai zu ihrer Frühjahrstagung in Rastede bei Oldenburg zusammenkommen werden, so Synodenpräsidentin Sabine Blütchen im Vorfeld der Tagung. Dem Kirchenparlament liegen ein Rahmenpfarrstellenplan und ein Maßnahmenkatalog vor, der 88 Handlungsfelder beschreibt, in denen bis zum Jahr 2030 ein Einsparpotenzial von rund 124 Millionen Euro erreicht werden soll. Damit soll die oldenburgische Kirche bis zum Jahr 2030 einen ausgeglichenen Haushalt erreichen. Angesichts prognostizierter Einnahmerückgänge bei steigenden Ausgaben bedeute dies, dass die bisherigen Arbeitsbereiche nicht unverändert fortgeführt werden könnten, so Oberkirchenrat Thomas Adomeit, Vertreter im Bischofsamt der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. „Nichts zu tun, ist der falsche Weg.“ Konkret schlagen die Beschlussvorlagen eine langfristige Reduzierung von Pfarrstellen sowie von Diakonenstellen vor.

Die Synode der oldenburgischen Kirche hatte die Kirchenleitung vor einem Jahr beauftragt, alle Handlungsfelder der Kirche auf den Prüfstand zu stellen und Kürzungsvorschläge zu erarbeiten. Den Berechnungen zufolge müsse die oldenburgische Kirche bis zum Jahr 2030 insgesamt 131 Millionen Euro einsparen, erläuterte Synodenpräsidentin Sabine Blütchen. Der Gemeinsame Kirchenausschuss habe die Vorlagen bereits geprüft und empfehle der Synode die Zustimmung, auch wenn „wir vor schwierigen Entscheidungen stehen, die diese Kirche verändern werden“, so Blütchen. Die Differenz von sieben Millionen Euro zwischen der Finanzprognose und dem Maßnahmenkatalog zeige, dass dieser „kein auf den Euro genau berechneter Handlungsplan“ sei, sondern ein Prozess, dessen Schritte immer wieder überprüft werden müssten, ergänzte Adomeit. Wichtig sei, dass die Kirche im Oldenburger Land eine „Kirche für andere“ bleiben könne.

Im neuen Rahmenpfarrstellenplan sind langfristig nur noch 173 Stellen statt bisher 250 Pfarrstellen vorgesehen. Durch diese Verringerung um 77 Stellen sind Einsparungen in Höhe von rund 71 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 möglich, sagte Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk. Gleichzeitig stelle der Rahmenpfarrstellenplan einen Perspektivenwechsel dar, wenn die Pfarrstellenbesetzung zukünftig in den Kirchenkreisen beschlossen werde. Gerade in Regionen mit vielen kleinen Gemeinden wie etwa im Wangerland an der Nordseeküste werde es schwierig, jeden Sonntag in allen Kirchen um 10 Uhr Gottesdienst zu feiern. „Bei aller Reduzierung von Ausgaben geht es nicht zuerst um einen Abbau von Stellen, sondern wir werden es kaum schaffen, unsere Stellen überhaupt zu besetzen“, ergänzte Oberkirchenrat Thomas Adomeit. Allein durch Eintritte in den Ruhestand würden mit Blick auf die derzeit tätigen Pfarrerinnen und Pfarrer bis zum Jahr 2030 nur noch weniger als 100 Pfarrstellen besetzt sein. „Wir brauchen also dringend Nachwuchs oder neue Zugangsmöglichkeiten für den Pfarrberuf, um die im Rahmenpfarrstellenplan angesetzten 173 Stellen überhaupt besetzen zu können“, so Adomeit.

Heftige Diskussionen erwartet Synodenpräsidentin Sabine Blütchen auch über die Diakonen-Stellen, bei denen weitere Einsparungen vorgesehen sind. Von den aktuell 60 Planstellen sollen der Vorschlagsliste zufolge 20 wegfallen. Dies könne gravierende Auswirkungen auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen haben, sagte Blütchen. Denkbar seien zwei Szenarien: Entweder verblieben 40 Stellen weiterhin in der Jugendarbeit oder nur 25. Im zweiten Fall stünden noch 15 Stellen für andere Aufgaben, etwa die Gemeindepädagogik oder die Bildungsarbeit zur Verfügung. Im zweiten Fall müsse dann die Jugendarbeit noch stärker vom Landesjugendpfarramt zentralisiert werden.

Um eine vollständigere Sicht auf die Prozesse gewinnen zu können, habe sich die Synode der Herausforderung der theologischen Ebene genauso zu stellen, wie der operativen und der strukturellen Ebene, sagte der Vorsitzende des Ausschusses für theologische und liturgische Fragen, Pfarrer Dr. Oliver Dürr. Es müsse nun das theologische „Miteinander-denken“, ausprobieren und die gegenseitige Stärkung folgen. Dazu werde es einen Antrag geben, dass die Synode die theologische Herausforderung aus der Prioritätensetzung zum Jahresthema auf der 11. Tagung im Mai 2019 wähle.

Auf der Tagesordnung der Synode stehen weiterhin der Bericht über die Gemeindekirchenratswahl im März 2018, der Zwischenbericht aus der Arbeitsgruppe „Friedenskonsultation“ sowie ein Gesetz zur Änderung der Kirchenordnung der oldenburgischen Kirche, um zeitlich befristet neue Ordnungen, Arbeits- und Organisationsformen zu erproben, die von einzelnen Vorschriften der Kirchenordnung abweichen können.

Sparbeschlüsse werden kommen