St.-Pankratius Kirche in Stuhr

Der Turm und das Geläut der Glocken weisen schon aus großer Entfernung den Weg zur Kirche. Sie wurde von den Vorfahren über acht Jahrhunderte unter großen Opfern auch für uns erhalten und ist beständiger Orientierungspunkt in einer sich rasch ändernden Zeit und Umgebung. Ein Ort der Besinnung zur Orientierungshilfe für das eigene Leben und das der christlichen Gemeinschaft.

Der Blick auf die Kirchensüdseite
Südseite der Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Kircheninnere mit Blick auf den Altar im Chorraum. Links der Grollander Stuhl und rechts die Kanzel
Blick in das Kircheninnere

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die verzierten Rippen, Bögen, Gewölbe lenken unseren Blick nach oben,
wie zum Himmel. Symbol eines Himmels, der nicht wesenloser, sich ins Unendliche verlierender Raum, sondern ein Dach über uns ist, unter dem wir uns geborgen fühlen können. So steht der Altar wie in einer Laube aus Ranken, die in Himmel und Erde zugleich wurzeln. Dazwischen sind die Früchte des Weinstocks gemalt.

Zur Geschichte:

Die Stuhrer Kirche ist zwischen 1180 und 1187 entstanden und wurde St. Pankratius geweiht, der als 14-Jähriger enthauptet wurde, weil er Christus nicht verleugnen wollte und verfolgten Christen half. Der Märtyrer wird in der katholischen Kirche angerufen zum Schutz vor Spätfrösten (12.Mai), auch vor falschem Zeugnis und Kopfweh. Einer Urkunde aus dem Jahre 1187 zufolge überwies Erzbischof Hartwig II die Kirche zu Stuhr mit allen Einkünften und dem Bannrecht an das eben gegründete Ansgarii-Kapitel in Bremen.
Der zunächst aus Holz errichtete Bau wurde im 13. Jahrhundert durch das bis heute erhaltene, etwa 35m lange, steinerne Gebäude ersetzt und erweitert.
Durch die Untersuchungen bei der Kirchenrenovierung 1964 und bei der Sanierung 1986/87 lässt sich nachweisen, dass dies in drei Bauabschnitten geschah. Am ältesten ist der romanische Chor, dann folgten die frühgotischen Kreuzgewölbe des Schiffs mit ihren Birnenstabrippen, schließlich im 14./15. Jahrhundert der wuchtige, gewölbelose Turm.
Bis ins 18. Jahrhundert gab es zwei Haupteingänge: An der Nordwand den für die Frauen und an der Südwand den für die Männer. So waren auch die Sitzplätze nach Geschlecht getrennt. Der Nordeingang ist heute zugemauert. Der Südeingang durch das sog. „Kinderhaus“ -möglicherweise einst Warteraum, heute Sakristei – wurde als Haupteingang erst 1964 durch den verbreiterten Eingang im Turm abgelöst.
Mitte des 18. Jahrhunderts erhielt die Kirche die Empore für die Orgel und eine Empore entlang der Nordwand (bis in den Chor). Letztere wurde 1964 wieder entfernt, was der Wirkung des Kirchenraumes sehr zugute kam.

Der Altar

Das Bild des Gekreuzigten ist erschütternder und zugleich hoffnungsvollster Ausdruck des Mitleidens und der Liebe Gottes für uns alle. Was ich bin und habe, kommt nicht nur aus mir selbst und gehört nicht nur mir allein. Indem ich anderen davon abgebe, begegne und danke ich Gott. Jesus Christus gab sein Leben für uns. Als Zeichen dafür reichte er seinen Jüngern das Abendmahl, das wir von diesem Tisch empfangen. Dadurch leben wir in der Gemeinschaft mit Gott.

Ansicht des Stuhrer Altars in der Trinittiszeit
Der Altar in der St.-Pankratius Kirche

Der spätgotische, aus Eichenholz geschnitzte Flügelaltar scheint aus bremischen Werkstätten zu stammen. Er wurde wahrscheinlich für die St.-Ansgarii-Kirche in Bremen angefertigt und vor Bilderstürmern in bremischen reformierten Kirchen zwischen 1521 und 1526 vermutlich durch den Gutsherrn von Grolland, der zugleich Vorstand der St.-Ansgarii-Kirche und Parochialherr in Stuhr war, hierher in Sicherheit gebracht. (Eugen De Porre / Staatsarchiv Bremen). Das Rankenwerk wurde damals in der Regel in einer darauf spezialisierten Werkstatt hergestellt.

Der linke Seitenflügel zeigt oben die Verhöhnung Christi, darunter die Geißelung. Der rechte Seitenflügel beschreibt oben die Gethsemane-Szene und unten die Grablegung Jesu. In der linken Flügelspitze wird ein Apostel, in der rechten eine Heilige dargestellt. In der mittleren Relieftafel oben ist ein Heiliger in Rüstung und mit Edelmannsbarett
zu sehen: St. Pankratius? Die Frauengestalten in der Kreuzigungsszene regen zu verschiedenen Deutungen an. Die Figuren im mittleren Altarteil mit ihrem eher gemessenen Gesichtsausdruck und ihren verhaltenen Bewegungen scheinen von einem älteren Meister geschaffen als die in zuweilen übermäßiger Bewegtheit geschnittenen Figuren der Flügelreliefs, die für die norddeutsche Schnitzkunst kurz vor der Reformation kennzeichnend sind. Der Altar wird zwischen 1500 und 1520 entstanden sein, wofür z. B. das nicht mehr spitz zulaufende Schuhwerk der Personen spricht. Malereien auf der Rückseite der Altarflügel gingen verloren.

Die Wandmalereien

Durch die Restaurationen im 19. Jahrhundert und vor allem nach den schweren Beschädigungen der Kirche am Ende des zweiten Weltkrieges konnten im Chor Wandmalereien freigelegt werden, die in der Reformationszeit übertüncht worden waren.
Eine der spätgotischen Fresken zeigt den Heiligen Georg im Kampf mit
dem Drachen (dem Bösen),

Wandbild des Heiligen Georg. Mit der Lanze durchbohrt er den neben Gebeinen stehenden Drachen.
Wandbild des Heiligen Georg an der südlichen Innenseite

eine andere stellt das Schweißtuch der Heiligen Veronika dar. Sie überdeckt teilweise die Reste eines Weihekreuzes.

Wandbild der Veronika mit Schweißtuch und dem letzten erhaltenen Weihekreuz
Zwei sich überlagernde Wandbilder: Veronika mit Schweißtuch und ein Weihekreuz

Die zweite Figur an der südlichen Chorwand ist nicht mit Gewissheit zu bestimmen. Der rote Mantel und der Palmenzweig sprechen für eine Märtyrerin. Ihr wallendes Haar – „noch nicht unter der Haube“ – spricht für eine Jungfrau. Vielleicht enthielt der untere Teil des Bildes, der verloren ging, ein kennzeichnendes Symbol. Wäre es ein Rad, dann würde die Figur die Heilige Katharina darstellen.

Wandbild einer Frau. Als Mörtyrerin am Palmzweig erkennbar.
Wandbild einer unbekannten Märtyrerin

Die Ornamente an den Gewölben, die drei unterschiedlichen früh- bis spätgotischen Stilen zuzuordnen sind, wurden seit der Reformationszeit wie alle übrigen Wandmalereien mehrfach mit grauen und grünen Kalkanstrichen überdeckt.

Das Taufbecken

Die Taufschale liegt in einer massiven hölzernen Säule auf welcher der Galaterbrief (Kap. 3 Vers 27) zitiert wird: „. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“

Das Taufbecken mit der Osterkerze im Jahr 2002
Das Taufbecken und die Osterkerze

Die Orgel auf der Empore

„Werdet voll Geistes und redet untereinander von Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern. Singet und spielet dem HERRN in euren Herzen“ ( Brief an die Epheser Kap. 5 Vers 19) ist an der Orgel-Empore zu lesen. Die erste Orgel erhielt die Kirche 1760. Das Instrument zeigte aber von Beginn an viele handwerkliche Mängel und wurde durch ein kaum besseres ersetzt. Die jetzt erklingende Orgel wurde 1954 von Alfred Führer gebaut und 1996 von Martin Cladders erneuert und erweitert. Sie hat 16 Register für zwei Manuale und Pedal. Ihr Klang ist klar, lieblich und doch auch kraftvoll.
Über die Musik in der Kirche finden viele Menschen leichter, unmittelbarer zu Gott als über Worte allein oder theologisches Grübeln. Musik kann trösten, stärken, Gemeinsamkeit schaffen. Dabei vervielfacht die Orgel – mit ihren zahlreichen Pfeifen ein Gleichnis für die Stimmen der Gemeinde – in Klang und Stärke unseren Gesang zu Lob und Dank. Beim Blick zur Orgelempore fallen die zehn herb eckig geschnittenen Apostelfiguren und Johannes der Täufer (mit dem Lamm Gottes) auf. Jakobus (Muschel) und Philippus (T-Kreuz) sind noch zuzuordnen, während das Schwertattribut Matthäus, Matthias, Thomas, Paulus bezeichnen kann. Die Figuren stammen aus einem verschollenen Altarschrein des frühen 15. Jahrhunderts und wurden nach der Sanierung der Kirche 1987 an der Empore angebracht. Vorher befanden sie sich an der Nordwand des Chores, wo das ursprüngliche, später zugemauerte Fenster wieder hergestellt ist.

Blick auf die Orgel und die Empore mit den elf Apostelfiguren
Die Orgelempore mit den Apostelfiguren

Die Kanzel

Die Kanzel entstand 1615. Sie trägt Tafelbilder der vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes und eine Widmungstafel. Wie wirksam Predigten – allen voran die Bergpredigt Jesu – sein können, wissen wir aus der Bibel. Mögen auch die Predigten von dieser Kanzel Vertrauen auf Gottes Verheißungen stärken und Kraft spenden zur Versöhnung mit Gott, mit unserem Nächsten, mit uns selbst.

Die Kanzel aus der Zeit des Barok mit den vier Evangelisten.
Die Kanzel